#EinfachHin 11: Eine allumfassende Person ohne Zusätze
„A Universal Person“ heißt auf Deutsch „Eine allumfassende Person“. Angekündigt wird ein Tanz-Stück zu Wahrnehmung und Wahrheit.
Seit langem besuche ich wieder eine Aufführung ohne Zusätze für Barrierefreiheit. So nehme ich besser die Geräusche und Energien im Publikum und auf der Bühne wahr. Sonst füllt eine Beschreibung über Kopfhörer diese Stille: Audiodeskription.
Kurzfristig fehlen deutsche Übertitel. Die Tänzerin spricht ohne Mikrofon schnelles Englisch. Das kann und muss man nicht verstehen. Der lange Text wird einen Sinn haben.
Die Tänzerin macht Aufwärm-Übungen. Irgendwann übt sie, langsam in den Schmerz zu gehen. Wen wundert’s: Sie zuckt und schreit, als hätte sie dabei eine Steckdose angefasst.
Sie hantiert mit Stellwänden und verschwindet dahinter. Irgendwann kehrt sie mit Handtuch zurück. Vermutlich hat sie geduscht.
Längst ist ihr Monolog ein Singsang aus Affirmationen: „Ich liebe es, zu leben, meinen Job zu bekommen und ihn gut zu machen.“ Ihre Ironie macht aus den Mutmachern schlechte Witze.
Danach sitzt sie in blauem Licht. Vielleicht sonnt sie sich, beobachtet die Natur. Sie fragt: Was ist an Tieren besser als an Menschen?
Die Tänzerin zieht sich zum Schluss wieder an, dreht sich unpassend zur Musik im Kreis, als ob eine Spieluhr wieder aufgezogen wird.
Mir ist unklar, was die Künstler:innen möchten. Ich erlebte nur eine Frau, die über die frustrierenden Schubladen menschlicher Schönheit sinniert. Wäre ich mit Audiodeskription wohl diplomatischer?