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ANTIKÖRPER 

Theaterperformance von und mit Inhaftierten der JVA Köln Ossendorf
Sommerblut Kulturfestival 2018

"Die Schuld ist immer zweifellos", heißt es in Kafkas Strafkolonie. Von der Egge, einer brutalen Maschine wird das Urteil über die Rücken der Gefangenen geschrieben, für immer auf den Körper und in ihn hinein tätowiert. Ein ewiger Stempel bis zum Tod. Das Gefängnis scheint die Ohnmacht der Gesellschaft zu repräsentieren. Eingeschlossene Menschen werden vom öffentlichen Leben ausgeschlossen, und die Inhaftierung stigmatisiert: die Lücke im Lebenslauf wird zum unwiderruflichen Brandmal. Einmal im Knast und für immer tätowiert. "Die echte Strafe beginnt danach", so die Stimme eines Inhaftierten in Köln. 

ANTIKÖRPER zeigt die Zeichnungen des Lebens innerhalb dieser Lücke in einer körperintensiven Theaterperformance. Hier kommen Inhaftierte der JVA, die Antikörper der Gesellschaft, mit ihrem Blick nach außen und innen zu Wort:

"In jedem Wort hier steckt ein Teil unserer Persönlichkeit und Ausdruck unseres Daseins. Die Beschenkten unserer Zeilen sind sich dessen vielleicht gar nicht bewusst. Wie auch. Wir drücken durch Worte und Stimmungen aus, was wir fühlen und fangen sie ein. Wir verewigen unsere Gedanken und schlagen der Zeit ein Schnippchen."
"Zeit für Gefühle im Knast? Zeit? Ich habe keine Zeit! Die Zeit ist eine Fabel hier. Zeit und Liebe sind im Gefängnis große Feinde."
"Du fragst dich irgendwann: Stimmt mit mir etwas nicht oder sind es die anderen?! Zweifelst an deinen Gefühlen, an deiner Menschenkenntnis und dir selbst. Du bist allein mit dir und deinen Gedanken!" (Textauszug)

Die eigenen und persönlichen Brandmale und Erinnerungen sind auf ihren Körpern tätowiert - für die Ewigkeit. 
"Ich habe Angst mich zu verlieren. Habe ich mich je besessen? Oder habe ich mich einfach nur vergessen? Ich spür es nicht." (Textauszug)

Tates sind im Gefängnis allgegenwärtig. Sie sind Ausdruck vergangener Zeiten, von Momenten des hier und jetzt, und dazu da "der Seele im Körper ein schönes Zuhause zu geben". 

Gemeinsam mit der Regisseurin Elisabeth Pleß begaben sich Insassen der JVA Köln-Ossendorf auf die Suche nach Sehnsüchten, Erinnerungen, Zweifeln und Hoffnung.

Credits

DARSTELLER:INNEN: Inhaftierte der JVA Köln-Ossendorf
REGIE: Elisabeth Pleß
DRAMATURGIE: Anna-Mareen Henke
MUSIKPRODUKTION: Pablo Giw
CHOREOGRAPHISCHE INTERVENTION: André Jolles
FREIZEITKOORDINATION: Frank Prösdorf
TECHNIK: Jan Widmer
VIDEOS: carasana
PRODUKTIONSLEITUNG: Felix Dornseifer