#EinfachHin 14: Nicht einfach – der Tanz mit der Haut

Nicht einfach:
Der Tanz mit der Haut

Es ist sehr dunkel. 
Auf 2 Stühlen sitzen 2 Wesen.
Sie sehen wie Maden aus. 
Man sieht ab und an eine Hand.
Oder einen Arm.
Es sieht aus wie Signale. 
Als ob sie damit etwas sagen wollen.
Die beiden Wesen sind in Wirklichkeit ein Mann und eine Frau in Schlaf·säcken.
Nach und nach kommen sie aus ihren Schlaf·säcken. 
Als wäre der Schlaf·sack eine Haut.

Das Tanz-Stück heißt Skin.
Das heißt auf Deutsch: 
Haut. 
Es geht darum, ob die Haut die Grenze zum Körper ist.

Der Mann auf der Bühne heißt Roland Walter.
Er braucht Hilfe. 
Die Frau zieht ihn mit dem Schlaf·sack.
Sie trägt ihm über die Bühne. 
Sie entdecken, wie sie sich bewegen können. 
Sie ahmen gegen·seitig ihre Bewegungen nach.
Und sie verändern diese.

Im zweiten Teil spielen die beiden mit Wasser. 
Sie entfernen sich voneinander.
Und sie machen ihre eigenen Bewegungen.

Zum Schluss kommen sie sich wieder näher.
Sie entdecken sich neu.
Und auch ihre Schlafsäcke.

Die elektronische Musik klingt ernst und ein bisschen traurig.
Sie erinnert mich an einen Dark Room.
Das heißt auf Deutsch:
Dunkler Raum.
Es ist ein dunkler Raum, in dem manche Leute Sex haben.
Der Gedanke erinnert mich an queertopolis.
Es war eine weitere Sommerblut·aufführung in diesem Jahr.

Nach der Aufführung treffe ich eine andere Besucherin.
Während der Aufführung wurde sie traurig.
Weil sie an ihren Sohn dachte.
Die Ärzte sagen, dass er vielleicht in Zukunft schwer behindert werden kann.
Er wird vielleicht so viel Hilfe wie Roland Walter brauchen.

Das hat mich sehr beeindruckt.

Habt Mut zur Lücke!

Ihr seid gewohnt: 
Ein Tanz·stück erzählt eine Geschichte. 
Aber hier seid ihr frei.
Es gibt kein Richtig oder Falsch. 
Ihr müsst nichts verstehen!

Ich denke:
Die Menschen im Publikum sind oft verunsichert.
Ich wünsche daher:
Dass die Kultur·schaffenden sie stärker nutzen können.
Und mehr Rücksicht nehmen.

Liebe deine Rand·gruppe!